Jüngst wurde die größte deutsche Online-Studie unter behinderten Reisenden und deren Angehörigen abgeschlossen. Das Ergebnis: Behinderte Reisende haben dieselben Urlaubsinteressen wie alle anderen Gäste, bevorzugen aber individuelle Angebote. Reiseanbieter können durch barrierefreie Angebote und bessere Online-Kommunikation punkten.
Barrierefreier Tourismus ist in Deutschland von großer wirtschaftlicher Bedeutung – ist Barrierefreiheit doch für 40 Prozent der Bevölkerung notwendig und für 100% ein Qualitätsmerkmal. Aber was ist für mobilitäts- oder aktivitätseingeschränkte Gäste beim Reisen wichtig? Und wie können sich Reiseanbieter darauf einstellen? Im Rahmen ihres „IUBH Touristik-Radars 2019“ ging die IUBH Internationale Hochschule in Zusammenarbeit mit dem Beratungsbüro NeumannConsult und dem Spezialreiseveranstalter RUNA REISEN diesen Fragen auf den Grund. Die ersten Ergebnisse der Umfrage*, mit über 1.300 Teilnehmern die größte deutsche Online-Studie unter behinderten Reisenden und deren Angehörigen, zeigen: Behinderte Reisende haben dieselben Urlaubsinteressen wie Gäste ohne Einschränkung, bevorzugen aber individuelle Angebote – und legen bereits bei der Buchung großen Wert auf Barrierefreiheit.
Behinderte Reisende haben dieselben Urlaubsinteressen wie alle anderen auch
Noch immer haben viele Reiseanbieter und Destinationen Berührungsängste mit dem Thema Barrierefreiheit, scheuen sie doch vermeintliche Spezialwünsche dieser Reisegruppe. Dabei zeigt die Studie der IUBH: Die Urlaubswünsche behinderter Reisender unterscheiden sich nicht von denen nicht-behinderter Gäste. Faulenzen und Entspannen gehören genauso wie Wandern und Kulturerlebnisse zu den bevorzugten Urlaubsaktivitäten. Die beliebtesten Urlaubsarten sind Badeurlaube und Städtereisen.
Reisebuchung verläuft meist online
Bei der Reisevorbereitung steht das Internet an erster Stelle der Informationsquellen; die Befragten bevorzugen spezielle Webseiten mit Informationen zum barrierefreien Reisen. Die meisten Reisenden buchen anschließend online ihre Unterkunft – am liebsten direkt beim Vermieter.
„Unterkunftsbetriebe sollten daher auf ihrer Webseite detaillierte Informationen zur Barrierefreiheit bereithalten“, empfiehlt Prof. Dr. Peter Neumann, Studienleiter und Professor für Tourismuswirtschaft an der IUBH. Um sich als Destination für barrierefreien Tourismus zu profilieren, schlägt Neumann einen Kommunikationsmix aus „Special-Interest“-Informationen – beispielsweise mittels Webseiten, die die Barrierefreiheit einer Urlaubsregion gebündelt vorstellen – und in die Standardmedien, wie z. B. die Webseite des Beherbergungsbetriebes, integrierte Angaben zur Barrierefreiheit vor.
Für 95 Prozent ist Barrierefreiheit am Urlaubsort wichtig
Reisende mit einer Behinderung buchen besonders gerne Individualreisen mit Partner, Familie oder Freunden. Gruppenreisen sind weit weniger beliebt. Bei der Auswahl des Urlaubsziels ist für rund 95% der Befragten die Barrierefreiheit vor Ort wichtig oder sehr wichtig. „Barrierefreiheit bezieht sich aber nicht nur auf das einzelne touristische Angebot, z.B. den Fahrstuhl im Hotel“, so Prof. Dr. Peter Neumann. „Vielmehr muss die gesamte Servicekette barrierefrei sein und dem Gast, egal ob mit oder ohne Behinderung, ein sicheres und komfortables Urlaubserlebnis bieten – beginnend bei der barrierefreien Anreise über komfortable Kultur- oder Naturerlebnisse bis hin zu Restaurantbesuchen mit allergikergerechten Speisen.“
*Die verwendeten Daten beruhen auf einer Online-Umfrage, an der 1.361 Personen zwischen dem 27.11.2018 und 27.01.2019 teilnahmen, die entweder selbst eine Behinderung haben oder mit Menschen mit Behinderung verreist sind.